Am 03.02.2017 fand die Auftakveranstaltung zum Forschungsprojekt JADE in Hildesheim statt. Zur Auftaktveranstaltung kamen über sechzig Teilnehmer/innen aus Wissenschaft, Praxis und Politik nach Hildesheim. Neben Vertreter/inne/n von Integrationsämtern,  Integrationsfachdiensten, Werkstädten für Menschen für Behinderungen, örtliche Politiker/innen waren auch zahlreiche Jobcoaches zugegen.

Nachdem das Forschungsvorhaben vorgestellt wurde, berieten die Teilnehmer/innen in drei unterschiedlichen Workshops zu Fragen des Jobcoachings als arbeitssichernde Maßnahme.

Bilanz:

Es war eine insgesamt sehr lebendige Tagung, in der eine Aufbruchsstimmung  zu spüren war. Vielfältige Kontakte und Unterstützungsangebote seitens der Teilnehmer/innen lassen erwarten, dass das Projekt auf Interesse stößt und damit auch eine Wirkung entfalten wird. Die Veranstaltung war eine gute Basis für das partizipativ ausgerichtete Forschungsprojekt.

Weitere Informationen

Nachfolgend können Sie einige Zusammenfassungen zu einzelnen Programmpunkten der Auftaktveranstaltung lesen.

Zusammenfassung des Vortrags von Herrn Rohde

Klaus Peter Rohde stellt als Vorsitzender des Arbeitsausschusses zur Integrationsbegleitung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH) den aktuellen Erkenntnisstand der Integrationsämter über Jobcoaching vor.

 

Nach seiner Einschätzung sind die Erfahrungen mit Jobcoaching und die Durchführungspraxis in den Bundesländern sehr unterschiedlich. Herr Rohde erhofft sich für die Integrationsämter vom Projekt JADE eine bessere und genauere Beschreibung (Profilschärfung), sowie praxistaugliche Hinweise zur Ausgestaltung von Jobcoaching. Dies sollte möglichst zur Aufnahme von Jobcoaching in den „Standardinstrumentenkoffer“ aller Leistungsträger führen.

Zusammenfassung des Vortrags von Herrn Bungart

Jörg Bungart, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Unterstützte Beschäftigung (BAG UB) betont die Bedeutung einer fachlich fundierten Ausbildung, die für die speziellen Anforderungen im Jobcoaching qualifiziert.

 

Er erhofft sich, dass JADE präzise herausarbeitet, was Jobcoaching genau beinhaltet, was die Wirkung von Jobcoaching ist und auch wo dessen Grenzen sind. Er wünscht sich eine Vergrößerung des Bekanntheitsgrades dieses Instrumentes, vor allem in den Betrieben.

Zusammenfassung von Workshop 1

Die Jobcoachingpartitur: Wie spielen die professionellen Akteure in einem Jobcoachingprozess zusammen?

Die Idee zu diesem Workshop war, die Abläufe und das Handeln der Personen bzw. Organisationen zu verstehen, die indirekt an einem Jobcoaching beteiligt sind. Wie kommt es zu einem Jobcoaching? Wer hat die Idee? Was passiert im Vorfeld und was parallel? Welche Hintergründe liegen Entscheidungen zu Grunde?

 

Zu Beginn des Workshops wurden die Teilnehmer/innen gebeten sich eine der folgenden vier Gruppen zuzuordnen: Leistungsträger, Jobcoaches, betriebliche Vertreter und Integrationsfachdienste. Es ging los mit einer vorbereiteten Fallskizze: Die jeweilige Gruppe sollte hierzu einen möglichen Handlungsschritt (Kontaktaufnahme, Termin vor Ort...) reflektieren und einleiten. Wurde eine andere Gruppe beteiligt, wurde dies durch Weitergabe eines „Balls“ angezeigt. Es ergab sich eine lebhafte Auseinandersetzung mit eigenen Aufgaben, Zuständigkeiten und „richtigen“ Verfahrensabläufen. Im Ergebnis war zu beobachten:

  • Bis es zu einem Jobcoaching kommt sind in der Regel etliche Verfahrensschritte vorher abgelaufen, Jobcoaching ist das „letzte Glied in der Kette“.
  • Es gibt formal richtige Abläufe, die jedoch auf Grund der sequentiellen Bearbeitung und Zuständigkeitsklärungen sehr langsam sind. Das System beschäftigt sich in weiten Teilen mit sich selbst.
  • Sehr viel schneller und einfacher geht es, wenn persönliche Kontakte bestehen.
  • Ein überzeugendes Beispiel gab hierfür ein Vertrauensmann für schwerbehinderte Menschen: Er würde in komplexen Fällen kleine Fallkonferenzen im Betrieb durchführen, damit direkt klar sei, wer sich mit welchen Kompetenzen einbringt und was die nächsten Schritte sind.

Die Diskussionen wurden gegen Ende immer lebhafter und gingen auch nach Abschluss des Workshops weiter.

Zusammenfassung von Workshop 2

Spielregeln von Jobcoaching im Betrieb

Alles folgt seinen Regeln – auch wenn diese manchmal gar nicht augenscheinlich sind. Mit der Analogie der Spielregeln (wie beim „Mensch Ärger dich nicht“) wollte der Workshop 2 den „Spielregeln“ des Jobcoachings im Betrieb auf den Grund gehen. Hierfür bildeten die Workshopteilnehmer/innen Gruppen, in welchen mindestens ein Jobcoach über einen konkreten Fall berichten konnte.

 

Gemeinsam wurde anhand des geschilderten Falls gesammelt, wer die „Mitspieler“ im Betrieb waren. Die „Ausgangssituation“ wurde geklärt (bspw. Was musste im Betrieb geklärt sein, damit es losgehen konnte? / Was war die Ausgangsposition des jeweiligen Mitspielers?). Es wurden sich auch Gedanken zu „Reihenfolge und Charakter der Aktionen der Spieler“ und „Spielziel und Bedingungen für das Spielende“ sowie die “Bewertungsgrundlage“ gemacht. Auf diese spielerische Art wurde Einblicke in das Jobcoaching gewonnen, aber es wurden auch unterschiedliche Herangehensweisen an die Jobcoachingarbeit diskutiert. Am Ende stand eine Übersicht, mit einem angehenden „Regelwerk“ für das Jobcoaching im Betrieb.

Zusammenfassung von Workshop 3

Was sind spannende Fragen?

Die Teilnehmer/innen des 3. Workshops wurden eingangs gebeten, Fragen auf Metaplankarten zu schreiben, die sich auf die drei Phasen des Forschungsprojekts beziehen:  1: Bestandsaufnahme, 2: Beschreibung des Jobcoachingprozesses, 3: Empfehlungen zum Jobcoaching für verschiedene Zielgruppen.

 

Die Bitte hierzu lautete die Fragen aufzuschreiben, auf die man selbst als Forschungsteilnehmer/in gerne antworten würde bzw. worüber man gerne in den Empfehlungen etwas lesen würde, wenn man diese in drei Jahren auf dem Tisch hätte. Eine vierte Frage galt der Mehrperspektivität und Partizipation an der Studie. Auf  vier vorbereiteten Metaplanwänden  wurden die Karten gesammelt und sortiert.

Bei der Besprechung der Ergebnisse auf den vier Stellwänden wurde ein großes Spektrum an interessanten Fragen zur Bestandsaufnahme deutlich. Für die Beschreibung des Jobcoachingprozesses in der zweiten Phase des Forschungsprozesses werden Interviews mit den verschiedenen beteiligten Personen direkt in den Betrieben geführt. Die Diskussion im Workshop rankte sich um die Frage, wie es möglich sein wird, die Betriebe dafür zu gewinnen,  dass Interviews mit ihren Mitarbeiter/innen geführt werden können. Insbesondere von den anwesenden Jobcoaches kamen hier sehr hilfreiche Anregungen. Beispielsweise sei es wichtig, dass mit dem Forschungsvorhaben von betriebicher Seite Gesichter und Personen verbunden werden können, damit ein Vertrauen entsteht. Es reiche nicht aus, forschungsethische Informationen, wie zu Datenschutz und Anonymisierung, einfach nur schriftlich zu übersenden. Da Jobcoaching auch ein Zeichen für gute betriebliche Praxis sei, könne durchaus von Seiten der Betriebe Interesse bestehen, an dem Forschungsprojekt teilzunehmen.

Leider reichte die Zeit nicht aus, alle Karten auf den vier Stellwänden durchzugehen. Festzuhalten ist aber, dass auch auf der vierten Wand Beiträge zu finden waren. Es fanden sich ganz konkrete Angebote von Workshopteilnehmenden, wie sie sich vorstellen können, den Forschungsprozess zu unterstützen.

Herzlichen Dank für die offene und konstruktive Diskussion!